Timmermann, Volker
(2017)
„… wie ein Mann mit dem Kochlöffel“
Geigerinnen um 1800.
Schriftenreihe des Sophie Drinker Instituts, 14
.
BIS-Verlag, Oldenburg.
ISBN 978-3-8142-2360-5
Abstract
Seit dem 18. Jahrhundert war die Instrumentenwahl von Frauen mit spezifischen Zuschreibungen verbunden: Unter dem
Diktat der ‚Schicklichkeit‘ wies man Frauen Instrumente wie Cembalo, Clavichord, Glasharmonika, Laute, Gitarren-Instrumente und Harfe zu, während Schlaginstrumente,
Violoncelli und Kontrabässe, Blechblasinstrumente, Orgel, Holzblasinstrumente und Violinen – etwa in dieser Reihung – in den Augen der Zeitgenossen mehr oder weniger
im Widerspruch zu den Normen von Schönheit, Anmut, Kleidung, Haltung, Charakter und Bewegungsidealen bürgerlicher Frauen standen. Bei der allmählichen Überwindung dieser Zuschreibungen, die bis heute nicht abgeschlossen ist, spielt die Geige eine besondere Rolle: Im Lauf des 19. Jahrhunderts nahmen die Einwände gegen die Wahl
des Instruments allmählich ab; die Zahl der tatsächlich öffentlich als Violinistinnen auftretenden Frauen steigerte sich zwar nicht kontinuierlich, aber doch in – je nach
Land und politischer bzw. sozialer Situation unterschiedlichen – Schüben so weit, dass um 1900 an einigen Hochschulen vor allem in England, Frankreich, Deutschland,
Österreich und in den Vereinigten Staaten so viele Geigerinnen ausgebildet wurden, dass von da an erstmals die Frage nach Zugang zu Orchestern öffentlich gestellt und
diskutiert wurde.
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