Harms, Ingo
(2011)
Biologismus : zur Theorie und Praxis einer wirkmächtigen Ideologie.
Historische Forschungen in der Sonder- und Rehabilitationspädagogik
.
BIS Verlag.
ISBN 978-3-8142-2205-9
Abstract
Die ärztlichen Verbrechen des Nationalsozialismus waren kein zufälliger Unglücksfall der Medizingeschichte, sondern Folge einer wissenschaftlich-ideologischen Denkweise, die sich bereits im 19. Jahrhundert herausgeformt hatte. Biologistische Ideen wurden zu politischen Programmen mit dem Ziel, die Gesellschaft in brauchbare und unbrauchbare, erblich belastete und genetisch "saubere" Menschen einzuteilen. Sie fanden ihren Niederschlag in der Gesetzgebung zur Zwangssterilisation in USA, Schweden und Nazideutschland und ihre radikalste Ausdrucksform im nationalsozialistischen Krankenmord. Auch in den Oldenburgischen Kliniken, Anstalten und Heimen verrichteten die Handlanger der medizinischen Gewalt ihr unmenschliches Handwerk. Ingo Harms zeigt die Entwicklung in ihrer bitteren Konsequenz von der Ideologisierung ärztlicher Kreise bis zur praktischen Umsetzung im klinischen Alltag. Das lange ungeklärte Schicksal der "Blankenburger Kinder" gibt Einblick in eine medizinische Praxis, die sich vom hippokratischen Heilauftrag radikal abgekehrt hatte. Ärzte, Pflegekräfte - auch christliche - und Medizinalbeamte machten sich ihre Schutzbefohlenen zu Opfern, ohne je zur Verantwortung gezogen zu werden.
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