Beykirch, Gernot
(2006)
Jüdisches Lernen und die Israelitische Schule Leer zur Zeit des Nationalsozialismus.
BIS Verlag.
ISBN 3-8142-2029-3, 978-3-8142-2029
Abstract
Lernen und Lehren sind im jüdischen Volk immer eine existentielle Angelegenheit gewesen. Ihre Basis ist die Tora, die Erweiterung dazu sind die Bibel und der Talmud. Das Ziel von Lernen und Lehren ist die Ausrichtung des menschlichen Handelns auf die Ansprüche Gottes ? ein Leben nach den mosaischen Gesetzen. Lernen ist der Weg zur Erfassung dieser Gesetze. In Leer hat es vermutlich seit Bestehen der jüdischen Gemeinde Unterricht für jüdische Kinder in Glaubenslehre und hebräischer Sprache gegeben. Gegen Ende der Weimarer Republik besuchten etwas mehr als die Hälfte aller jüdischen schulpflichtigen Kinder der Stadt Leer die kleine einklassige jüdische Schule. Mit der Durchsetzung der auf Trennung von jüdischen und ?arischen? Kindern ausgerichteten nationalsozialistischen Schulpolitik stieg die Zahl der Kinder in der jüdischen Schule in den dreißiger Jahren bis auf 30 an. Der Weg und die Situation der jüdischen Schule und ihrer Lehrer und Kinder sind vom Verfasser nachgezeichnet worden. Die jüdische Schule in der Ubbo-Emmius-Straße in Leer existierte von 1909 bis 1939, der danach in einem anderen Gebäude noch durchgeführte Unterricht musste im März 1940 endgültig eingestellt werden. Von den seit 1909 in der jüdischen Schule unterrichtenden vier Lehrern haben drei die nationalsozialistische Zeit nicht überlebt. Auch viele Schülerinnen und Schüler der israelitischen Volksschule in Leer überlebten nicht. Elf der 28 Schülerinnen und Schülern des Schuljahres 1945/36 wurden ermordet. Das Ende der jüdischen Schule in Leer steht exemplarisch für das Ende des jüdischen Schulwesens in Deutschland als Folge der antisemitischen Politik und Verfolgung, Vertreibung und Ermordung deutscher jüdischer Bürgerinnen und Bürger durch die Nationalsozialisten.
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