1.4.3             Neue Synthese (Teil II)

Die Bestätigung der stöchiometrischen Reaktionsgleichung mit Ok in Abbildung 3 führt zurück zum Projektfenster, in der die eingegebene Synthese mit Namen auftaucht (Abbildung 4 , links).

Abbildung 4         Neue Synthese bearbeiten

Weitere Synthesen, z.B. des selben Produkts durch andere Vorgehensweisen, können analog mit Neu hinzugefügt werden oder durch Austauschen entsprechender Synthesen, die bereits in anderen Projekten eingegeben worden sind. Zum Thema Austauschen jedoch mehr in Kap. 1.4.4 . Durch Schließen kehrt man zum Startfenster zurück.

In der Regel wird die eingegebene Synthese jedoch unmittelbar folgend bearbeitet, um Synthesedaten und Substanzeigenschaften eingeben und untersuchen zu können. Durch Anwählen der Synthese können die bisher grau unterlegten Schaltflächen betätigt werden (Abbildung 4, rechts) und die Synthese wie gewohnt umbenannt oder gelöscht werden. Mit der Schaltfläche Vergleichen können mehrere Synthesen miteinander verglichen werden, worüber Kap. 1.9 näher informiert. Durch Betätigen der Schaltfläche Öffnen erscheint ein neues Fenster, in dem sämtliche weitere Daten zur Synthese und zu den Substanzeigenschaften eingegeben werden (Abbildung 5 ).

1.4.3.1       Kommandozeile zur Bearbeitung der Synthese

Abbildung 5         Bearbeiten der Synthese und der Substanzeigenschaften

Die Kommandozeile besteht aus Datei, Bearbeiten, Synthesekette und ?.

Unter Datei kann das Projekt gespeichert werden oder ebenso wie die Synthese gewechselt oder das Programm beendet werden.

Bearbeiten ermöglicht es, nach Eingabe aller Daten ein graphisches Schaubild zu der Synthese berechnen und visualisieren zu lassen, das u.a. Auskunft über Materialinput- und -output vermittelt. Diese Funktion entspricht dem Vergleichen aus Abbildung 4 mit dem Unterschied, daß nur die derzeit geöffnete Synthese angezeigt wird. Weitere Funktionen unter Bearbeiten sind Wichtung (siehe Kap. 1.5), Literatur (siehe Kap. 1.6), Substanzliste (siehe Kap. 1.7) und Modus. Der Modus des Fensters in Abbildung 5 kann von einfach auf erweitert umgestellt werden. Dadurch werden die grau unterlegten Bereiche für weitere Angaben verfügbar. Der einfache Modus ist für die volle Funktionalität von EATOS jedoch völlig ausreichend! Es genügt sogar, lediglich die Substanzmengen in [g] aller Einsatzstoffe (Edukte, Katalysatoren, Lösungsmittel und Hilfsstoffe) und die Ausbeute in [%] einzugeben. Volumenangaben hingegen erzwingen stets die Angabe der Dichte. Für eine übersichtlichere Wiedergabe der Substanznamen in den Detailansichten der graphischen Darstellung der Ergebnisse (Kap. 1.9) besteht die Möglichkeit, eine Abkürzung anzugeben - z.B. DMSO statt Dimethylsulfoxid. Durch Einstellung des Modus auf erweitert, können weitere Kenntnisse über die Synthese in die Untersuchung eingebracht werden. So können rückführbare Mengen und aus einem Verfahren bekannte Emissionen als Information einfließen, sowie Angaben zum Reinheitsgrad der Einsatzstoffe gemacht werden. Mit der Reinheit, die sich sowohl auf eine tatsächliche, nicht näher bekannte Verunreinigung als auch auf weitere Substanzen in einem Stoffgemisch beziehen kann, können weitere Inhaltsstoffe spezifiziert werden (siehe Kap. 1.4.3.11). Für Katalysatoren (Kap. 1.4.3.5), Produkt (Kap. 1.4.3.8), Koppel- (Kap. 1.4.3.9) und Nebenprodukte (Kap. 1.4.3.10) bestehen durch den erweiterten Modus spezielle Eingabeoptionen.

Über Synthesekette können Datenänderungen eines angewählten Stoffes einer Synthese in einer Synthesesequenz (vgl. auch Kap. 1.8.3), der durch ein importiertes Produkt (vgl. auch Kap. 1.8.2) einer anderen Synthese des geöffneten Projektes charakterisiert wurde, durch reimportieren neu übernommen werden, sofern dieser Ursprungsdatensatz noch existiert. Rekursiv importieren bedeutet, daß die Daten aller Stoffe der geöffneten Synthese aktualisiert werden, während rekursiv, für alle Stoffe eben eine Aktualisierung für alle Stoffe der gesamten Synthesesequenz nach sich zieht.

Mit ? sind die Hilfe, ein schematischer Überblick über die Massenbilanzbereiche und Informationen über das Programm EATOS abrufbar.

1.4.3.2       Schaltflächenleiste Wichtung, Literatur, Substanzliste

Über Wichtung können Stoffparameter wie R-Sätze und toxikologische Daten für die Substanzen der Synthese angegeben werden, mit denen intern Belastungsfaktoren ermittelt werden, die eine Wichtung der Materialbilanz hinsichtlich umweltrelevanter Aspekte für eine Abschätzung des Gefahrenpotentials der Synthese ermöglichen. Eine Beschreibung der Wichtung wird in Kapitel 1.5 vorgenommen. Ebenso sei auf die Kapitel 1.6 und Kapitel 1.7 für ausführliche Erläuterungen zur Eingabe der Literatur und zum Bearbeiten der Substanzliste verwiesen.

1.4.3.3       Kommentarfeld

Das Kommentarfeld auf einem Registerblatt des Fensters in Abbildung 5 dient dazu, Anmerkungen zu der jeweiligen Substanz im Zusammenhang mit der aktuell geöffneten Synthese vorzunehmen.

1.4.3.4       Edukte

Die erste Ansicht nach Öffnen einer (neuen) Synthese gemäß Abbildung 4 ist das Registerblatt Edukte (Abbildung 5). Am unteren Ende ist dieses Registerblatt differenziert in die zuvor eingegebenen Edukte, die jeweils aufrufbar sind. Das mit einem blauen Punkt gekennzeichnete Edukt ist das Schlüsseledukt, auf das sich Ausbeute und ggf. Umsetzung beziehen. Sollte eine falsche Festlegung des Schlüsseledukts bei der Eingabe der stöchiometrischen Gleichung (siehe Abbildung 3) erfolgt sein (à überprüfen!), ist dies für die geöffnete Synthese nicht korrigierbar und die Synthese muß statt dessen nochmals eingegeben werden!

Im einfachen Modus kann zunächst - falls sinnvoll - eine Abkürzung festgelegt werden, die möglicherweise später in den Detailansichten eine übersichtlichere Orientierung erlaubt. Die Mengenangabe kann in verschiedenen Einheiten vorgenommen werden und muß ein Wert größer Null sein. Über das Symbol  können statt [g] auch [mol] oder [ml] gewählt werden. Im letzten Fall wird allerdings die Angabe der Dichte notwendig. Für das Beispiel der Synthese von p-Methoxyacetopheon werden gemäß Literatur 1 mol Ansiol, 1.05 mol Acetylchlorid und 1.2 mol AlCl3 eingetragen. Mit 500 g Eis erfolgt die notwendige Zerlegung des Keto-Aluminiumkomplexes, von denen 3 mol den Edukten und der Rest den Hilfsstoffen (Kap. 1.4.3.7) zugeordnet werden.

Die Schaltfläche Importieren ermöglicht es, das betrachtete Edukt durch einen bereits in der Substanzliste gespeicherten Stoff mit möglicherweise umfangreicherem Datensatz mit Ausnahme des Kommentarfeldes zu überschreiben, dessen Einträge dabei erhalten bleiben. Damit nicht in der gesamten Substanzliste nach dem Edukt gesucht werden muß, werden nur Substanzen mit dem gleichen Molekulargewicht angezeigt. Darüber hinaus stellt diese Schaltfläche die zentrale Schnittstelle dar, über die unter Ausbildung einer Synthesesequenz Synthesen miteinander verknüpft werden können! Zu diesem Zweck wird eine andere Synthese im selben Projekt ausgewählt, deren Produkt, nun als Zwischenprodukt betrachtet, als Edukt in die geöffnete Synthese eingeht. Ein bereits im Projekt in Form einer Synthese eingegebenes Produkt kann aber auch bereits beim Erstellen einer Folgesynthese, die dieses Produkt als Substrat verwendet, bei der Eingabe seiner stöchiometrischen Gleichung importiert werden (siehe Abbildung 3). Weitere Informationen zum Thema Importieren vermittelt das Kapitel 1.8.2.

Mit der Schaltfläche Exportieren können Substanzen in die Substanzliste exportiert werden, damit sie für andere Anwendungen mit ihrem gesamten Datensatz zur Verfügung stehen.

Mit der Schaltfläche Umbenennen wird einer Substanz ein anderer Name zugewiesen und mit Rücksetzen die zuvor eingegebenen Daten des Registerblattes gelöscht.

Im erweiterten Modus (Abbildung 6 ) können weitere Informationen über die Edukte eingebracht werden. Werden Edukte im Überschuß eingesetzt und bei der Aufarbeitung oder durch die Reaktionsführung wiedergewonnen, so kann die Rückführbare Menge angegeben werden. Für den Fall, daß Informationen bezüglich der bei einem Verfahren emittierten Stoffe vorliegen, können diese unter Emissionen eingetragen werden. Der vollständigen Charakterisierung halber besteht die Möglichkeit die CAS-Nummer der Substanz anzugeben, die jedoch ohne weitere programminterne Auswirkung ist. Hinsichtlich des Schlüsseledukts kann, sofern durch gaschromatographische Untersuchung bekannt, der Grad der Umsetzung eingegeben werden. Diese Angabe wird intern automatisch auch den anderen Edukten zugeordnet, woraus zusammen mit den überstöchiometrisch eingesetzten Edukten die Menge der nicht umgesetzten Edukte bestimmt wird. Generell ist zu empfehlen, daß präparative Umsetzungen gaschromatographisch verfolgt werden, um über den Verlauf der Synthese beurteilen zu können. Darüber hinaus kann die Reinheit der eingesetzten Edukte berücksichtigt werden, mit der nicht nur die meist wenige Prozentpunkte ausmachende und nicht näher bekannte Verunreinigung gemeint ist, sondern außerdem weitere Inhaltsstoffe, die bei Stoffgemischen detailliert angegeben werden können. Weitere Informationen zu der Eingabe weiterer Inhaltsstoffe sind in Kapitel 1.4.3.11 beschrieben.

Abbildung 6         Erweiterter Modus am Beispiel der Eingabe der Edukte

1.4.3.5       Katalysatoren

Unter dem Begriff Katalysatoren werden in diesem Programm nicht nur echte Katalysatoren verstanden. Dieses Registerblatt ist außerdem auch für Initiatoren und Promotoren vorgesehen, die zwar in der Regel substöchiometrisch eingesetzt werden, aber z.T. verändert aus der Synthese hervorgehen. In dem gewählten Beispiel der Synthese von p-Methoxyacetophenon werden - AlCl3 wird als Substrat betrachtet - keine Katalysatoren eingesetzt, so daß das Registerblatt Katalysatoren anhand eines anderen Beispiels, der Dibenzoylperoxid induzierten Hydrobromierung von 10-Undecensäure, erläutert wird (A. Vogel, ‘Textbook of Practical Organic Chemistry’, Longman London & New York 1978, ISBN 0-582-44250-8). Bei dieser radikalischen Additionsreaktion unter Bildung von 11-Bromundecansäure bewirkt Dibenzoylperoxid den Kettenstart und wird dabei selbst zu Benzol und Kohlendioxid umgesetzt (Formelschema 2).

 


Formelschema 2   Dibenzoylperoxid-induzierte Hydrobromierung von 10-Undecensäure

Katalysatoren werden im entsprechenden Registerblatt eingetragen, indem zunächst der Name eingegeben wird (Abbildung 7 ).

Abbildung 7         Eingabe eines Katalysators

Anschließend werden analog zu den Edukten die weiteren Angaben - auch in der Einheit [mol %] - vorgenommen. Abbildung 8 zeigt bereits den erweiterten Modus.

Abbildung 8         Registerblatt für Katalysatoren im erweiterten Modus

Zusätzlich zu den in Kapitel 1.4.3.4 (Edukte) beschriebenen Eingabemöglichkeiten können Folgeprodukte berücksichtigt werden, die sich aus dem Katalysator bilden. Die Nebenprodukte, die sich aus der Umsetzung von Dibenzoylperoxid ergeben, sind Benzol und CO2 und können unter Nebenprodukte (Katalysator) Spezifizieren... eingegeben werden.

Abbildung 9         Nebenprodukte des Katalysators spezifizieren I

Nach Benennen eines Nebenproduktes (Abbildung 9 ) werden die gebildete Menge und/oder Emissionen (Abbildung 10 ) eingegeben.

Abbildung 10       Eingabe von Nebenprodukten, die aus dem Katalysator resultieren I

Bei dem Zerfall von Dibenzoylperoxid kann angenommen werden, daß sich rund 64 % der Menge zu Benzol umsetzen. Dieser Anteil entspricht in etwa der Masse, der zwei Benzolringe in Dibenzoylperoxid entsprechen. Auf diese Weise kann man die verbleibenden 36 % dem außerdem entstehenden Kohlendioxid zuordnen. Verzichtet man auf die Eingabe von Kohlendioxid, können jedoch auch 100 % mit der Aussage angegeben werden, daß sich sämtliches Dibenzoylperoxid mindestens zu dem Stoff Benzol umsetzt. Die Massendifferenz wird Programm intern der Menge der unbekannten Nebenprodukte aus dem Katalysator zugeordnet. Die Eingabe des Aspekts, daß zwei Moleküle Benzol pro Molekül Dibenzoylperoxid entstehen, erfolgt unter #Nebenprodukt / #Katalysator, d.h. 2/1. Das Symbol '#' repräsentiert den Begriff 'Anzahl'. Die interne Berechnung mittels der Angabe von #Nebenprodukt / #Katalysator greift dabei auf die Molekulargewichte zurück. In diesem Fall müssen deshalb die Summenformeln sowohl des Katalysators als auch des Nebenproduktes eingegeben werden, worauf ansonsten verzichtet werden kann. Anschließend wird entsprechend das andere Nebenprodukt Kohlendioxid über Neu mit einer Menge von 36 % (Abbildung 11 und Abbildung 12 ) eingegeben.

Abbildung 11       Nebenprodukte des Katalysators spezifizieren II

Selbstverständlich setzen sich die wenigsten unter Katalysator eingetragenen Einsatzstoffe in andere Substanzen um. Solche im wahren Sinne katalytisch wirkende Stoffe werden unter Katalysator eingetragen und keine weiteren Folgeprodukte beschrieben. Als Beispiel seien heterogene Katalysatoren wie Pd/C für Hydrierungen, oder Nafion H oder K 10 für säurekatalysierte Reaktionen, oder homogene Katalysatoren, wie der Grubbs'sche Metathesen-Katalysator, angeführt.

Die Schaltfläche Importieren (siehe Kapitel 1.8.2) erlaubt sowohl die Einbindung einer bereits in der Substanzliste vorhandenen Substanz als auch eines im Projekt gespeicherten Produktes! Somit können synthetisierte Katalysatoren inklusive der dazu erforderlichen Aufwendungen in die betrachtete Synthese einbezogen werden. Generell ist es jedoch nicht möglich Rückführbare Mengen anzugeben, weshalb nur die auf eine Synthese umgerechnete tatsächlich benötigte Menge eingetragen werden sollte.

Abbildung 12       Eingabe von Nebenprodukten, die aus dem Katalysator resultieren II

1.4.3.6       Lösungsmittel

Analog wie in Kapitel Edukte  1.4.3.4 beschrieben, werden Lösungsmittel im entsprechenden Registerblatt eingetragen. Die Menge des bei der Synthese von p-Methoxyacetophenon eingesetzten Lösungsmittels 1,2-Dichlorethan beträgt gemäß Literatur 400 ml.

1.4.3.7       Hilfsstoffe

Unter Hilfsstoffe werden alle weiteren Substanzen aufgeführt, die zur Synthese des Produktes aufgewendet werden müssen. Dazu zählen u.a. sowohl im Reaktionsgefäß befindliche Reagenzien, die nicht den Katalysatoren oder Lösungsmitteln zugeschrieben werden, als auch Hilfsstoffe, die zur Isolierung des Produktes benötigt werden, wie z.B. Waschwasser, Extraktionslösungsmittel usw.. Sicherlich ist es freigestellt, beispielsweise sämtliche Lösungsmittel, auch wenn sie während der Aufarbeitung verwendet wurden, im Registerblatt Lösungsmittel einzutragen. Es wird zwischen vier verschiedenen Massenbilanzbereichen unterschieden: Reaktion, Isolierung, Abfallvorbehandlung und Abfallbehandlung. Falls Informationen vorhanden, können Stoffe, die zur Vorbehandlung oder Behandlung des Abfallstoffstromes eingesetzt werden, ebenfalls berücksichtigt werden und entsprechend den Massenbilanzbereichen zugeordnet werden. In der Kommandozeile sind unter ? die Massenbilanzbereiche in einer Übersicht dargestellt:

R = Reaction, I = Isolation, WPT = Waste pretreatment, WT = Waste treatment

Abbildung 13       Massenbilanzbereiche Reaktion, Isolierung, Abfallvorbehandlung und Abfallbehandlung

Ansonsten erfolgt auch bei den Hilfsstoffen die Eingabe analog zu den Edukten (Kap. 1.4.3.4 ). In Abbildung 14 ist das Registerblatt Hilfsstoffe bereits vollständig ausgefüllt:

Abbildung 14       Eingabe der Hilfsstoffe

Wenn nicht eigene Synthesen Gegenstand der Untersuchung sind, sondern Literatur beschriebene, stehen oft nicht ausreichende Informationen über die Hilfsstoffe zur Verfügung. Aus diesem Grund wurden für Literaturvorschriften folgende einheitlich geltenden Annahmen getroffen.

·        Extraktion:                        300 ml Lösungsmittel / Liter wäßriges Medium

·        Waschwasser:                   300 ml Wasser / Liter Lösungsmittel

·        Wasch-Salzlösung:            100 ml Elektrolytlösung / Liter Lösungsmittel

·        Trockenmittel:                    20 g Trockenmittel / Liter zu trocknende Substanz

Für das Beispiel der Synthese von p-Methoxyacetophenon ergeben sich folgende Annahmen, die sinnvollerweise im jeweiligen Registerblatt unter Kommentar notiert werden: 500 g Eis, auf das gegossen wird à 150 ml 1,2-Dichlorethan (Extraktion), also mit den eingesetzten 400 ml 1,2-Dichlorethan folglich insgesamt 550 ml 1,2-Dichlorethan à a) 165 ml Waschwasser; b) 55 ml NaOH-Lösung (2%); c) 11 g Kaliumcarbonat. 

1.4.3.8       Produkt

Die bei der Synthese erzielte Menge des Produktes wird in das entsprechende Registerblatt in [g], [ml], [mol] oder [%] (bezogen auf das Schlüsseledukt) eingetragen, d.h. für das Beispiel der Synthese von p-Methoxyacetophenon 60 %. Die Eingabe in [ml] erfordert die Angabe der Dichte. Möglicherweise haben gaschromatographische Untersuchungen des Rohproduktes eine höhere Ausbeute ausgewiesen, als nach der Isolierung erhalten. Für die Eingabe dieser Information muß unter Ausbeute (gaschromatographisch) die Schaltfläche gaschrom. Ausbeute bekannt einen Haken erhalten und im Anschluß in der Eingabezeile darunter der Wert eingetragen werden, damit die gaschromatographisch ermittelte Ausbeute eine Bestimmung des Ausbeutenverlustes durch die Aufarbeitung ermöglicht. Die gaschromatographische Ausbeute muß naturgemäß einen größeren Wert als die isolierte Ausbeute annehmen und einen kleineren als die unter Edukte eingetragene Umsetzung (siehe Kap. 1.4.3.4).

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Bildung etwaiger unerwünschter Diastereomere oder Enantiomere zu berücksichtigen, indem zunächst unter Isomerenverhältnis zwischen Enantiomerenverhältnis, bzw. –überschuß oder Diastereomerenverhältnis gewählt wird. In der Eingabezeile darunter wird der entsprechende Wert eingetragen, z.B. 90:10 für die Angabe eines Isomerenverhältnis und 80 für einen Enantiomerenüberschuß. Das erzeugte Produkt ist stets die Default-Angabe des Isomerennamens und muß entsprechend verändert werden, d.h. beispielsweise 'S-' oder 'D-' vorangestellt werden. Die entsprechende Menge wird Programm intern vom Produkt abgezogen und dem Isomer zugeordnet.

Die Funktionalität der übrigen Schaltflächen entspricht der in Kapitel Edukte  1.4.3.4 beschriebenen.

Abbildung 15       Eingabe des Produktes

1.4.3.9       Koppelprodukte

Gemäß der stöchiometrischen Gleichung der Synthese zwangsläufig ebenfalls entstehende Koppelprodukte werden unter dem entsprechenden Registerblatt aufgeführt. Hier bedarf es keiner Angaben, da die bei der Synthese entstehenden, von der stöchiometrischen Gleichung und der Ausbeute abhängenden Mengen Programm intern berechnet werden. In manchen Fällen werden Koppelprodukte allerdings neben dem Produkt als Wertprodukte betrachtet. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn sie als Einsatzstoffe in anderen Prozessen eingesetzt werden oder bereits im betrachteten Synthesegang als Synton verwendet wurden und nach Rückgewinnung erneut im Kreislaufsystem zur Verfügung stehen. Durch Eingabe der Nutzbaren Menge der verwendbaren Koppelprodukte in der entsprechenden Eingabezeile können diese Koppelprodukte gekennzeichnet und die Mengen später bei der graphischen Darstellung angezeigt werden. Dabei bezieht sich die prozentuale Angabe auf die Umsetzung des Schlüsseledukts und darf daher die Ausbeute nicht überschreiten.

Zur Beschreibung der übrigen Schaltflächen siehe Kapitel Edukte  1.4.3.4 .

Abbildung 16       Registerblatt Koppelprodukte

1.4.3.10       Nebenprodukte

Die ausbeutenreduzierende Umsetzung von Eduktmaterial zu unerwünschten Nebenprodukten findet statt, wenn außer der durchgeführten Synthese zusätzlich Nebenreaktionen ablaufen, die in Konkurrenz zu ihr stehen oder Folgereaktionen stattfinden. Als Beispiel sei die Friedel-Crafts-Alkylierung erwähnt, bei der es durch weitere Alkylierungen zu einer Minderung der Ausbeute des monoalkylierten Produktes kommen kann. Ein anderes Beispiel, um die bisher verwendete Synthese von p-Methoxyacetophenon aufzugreifen, ist die Nebenproduktbildung von o-Methoxyacetophenon aus der Acylierung von Anisol an der ortho-Position.

Programm intern wird die durch stöchiometrische Gleichung und Ausbeute festgelegte Menge dieser Nebenprodukte ermittelt, so daß keine Angaben in diesem Registerblatt vorgenommen werden müssen. Sind jedoch einzelne Nebenprodukte und die Mengen ihrer Bildung bekannt, sollten diese angegeben werden, um deren stoffspezifische Eigenschaften in der Beurteilung der Synthese berücksichtigen zu können. Verwertbare Nebenprodukte können unter Nebenprodukt verwendbar durch Ankreuzen gekennzeichnet werden, so daß sie als Wertprodukte in den graphischen Darstellungen identifiziert werden können. In Abbildung 17 wurde zur Veranschaulichung ein fiktives Nebenprodukt 1 eingetragen, dessen Menge noch eingegeben werden muß.

Abbildung 17       Registerblatt Nebenprodukte

1.4.3.11       Weitere Inhaltsstoffe

Zu allen Eingangsstoffen der Synthese kann ein Reinheitsgrad angegeben werden. Mit der Reinheit, die sich sowohl auf eine tatsächliche, nicht näher bekannte Verunreinigung als auch auf weitere Substanzen in einem Stoffgemisch beziehen kann, können weitere Inhaltsstoffe - in der Beispielsynthese die eines Hilfsstoffs (2%ige NaOH-Lösung)  spezifiziert (Abbildung 18 ) und deren Zuordnung zu den Kategorien Verunreinigung, wäßriges Medium oder Sonstiges vorgenommen werden (Abbildung 19 ).

 

Abbildung 18       Eingabe eines weiteren Inhaltsstoffs zu einer 'verunreinigten' Substanz I

Abbildung 19       Eingabe eines weiteren Inhaltsstoffs zu einer 'verunreinigten' Substanz II

Für diese Zuordnungen existieren in der graphischen Ergebniswiedergabe eigene jeweils anwählbare Kategorien. Unter diesen Kategorien sind genau die Stoffmengen aufgeführt, die als weiterer Inhaltsstoff die entsprechende Zuordnung erhalten haben. Unter ‚(Ab)Wasser‘ beispielsweise tauchen alle Inhaltsstoffe auf, deren Zuordnung unter Art des Stoffes zu wäßriges Medium vorgenommen wurde. Im Umkehrschluß bedeutet dies auch, daß nur diejenigen Stoffe unter der Kategorie‚(Ab)Wasser‘ auftauchen können, die unter weitere Inhaltsstoffe eingegeben wurden. Das Lösungsmittel Wasser oder der Hilfsstoff Wasser wird demnach nicht unter ‚(Ab)Wasser‘, sondern unter der Kategorie Lösungsmittel bzw. Hilfsstoff geführt. Nur ein weiterer Inhaltsstoff kann derart kategorisiert werden. Prinzipiell ist es aber - über einen kleinen Umweg - möglich, als Lösungsmittel oder Hilfsstoff eingesetztes Wasser der Kategorie‚ (Ab)Wasser‘ zuzuschreiben. Hierzu muß beispielsweise das Lösungsmittel Wasser mit einer sehr kleinen Reinheit, z.B. 0.001 %, eingetragen werden und unter weiterer Inhaltsstoff erneut Wasser mit den restlichen 99.999 % definiert werden.

Durch die Option weitere Inhaltsstoffe können beliebige Stoffgemische eingegeben werden. Im folgenden seien zwei Beispiele für die Eingabe von Stoffgemischen aufgeführt:

Eine kommerziell erhältliche 48%-ige essigsaure Bromwasserstofflösung hat eine Reinheit von 48% und den weiteren Inhaltsstoff Essigsäure, die unter Art des Stoffes zur Kategorie Sonstiges zu zählen ist und in einer Menge von 52% vorliegt.

Eine gesättigte wäßrige Natriumpyrosulfit-Lösung (Löslichkeit von Na2S2O5 bei 20°C: 54g / 100g Wasser; siehe Handbook of Chemistry and Physiks, David R. Lide, 73RD Edition 1992-1993, ISBN 0-8493-0473-3, S. 4-101) besitzt einen Salzanteil von (54 / 154 =) 35.06 %, weshalb der Anteil Wasser 64.94 % beträgt, das unter Art des Stoffes der Kategorie wäßriges Medium zugeordnet wird.

Verunreinigungen müssen jedoch nicht stets benannt werden. Es genügt die prozentuale Reinheit einzutragen, und das Programm bestimmt intern die entsprechende Masse.

 

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